Heimo Zobernig
Opening: 7. December 2012, 7pm
December 2012 - February 2013

Text zur Ausstellung
Heimo Zobernig – ohne Titel 

Für die aktuelle Ausstellung in der Galerie Widauer wählte Heimo Zobernig eine Serie von Werken, die Vorstufen für seine Bilder waren. Jener Zustand des Originären ist jedoch von großem künstlerischen Interesse. Die hier als lose Serie präsentierten Schablonen-Vorlagen sind nicht bloße Zwischenstufen innerhalb des Entstehungsprozesses von Zobernigs Bildern. Sie konstituieren vielmehr den Rohzustand, den radikalen Ursprung einer Bildfindung. Jener Urzustand wird zum einen im Material sichtbar. Auf großformatigem Laserprintpapier erscheinen die Wörter in Konturschrift als Computercuts, charakteristisch in Zobernigs Versalien, eigenwilligen Worttrennungen und dem kompaktem Zeilenabstand. Der besondere Reiz der Zeichnungen liegt an der Sichtbarmachung des Prozesshaften. So sieht der Betrachter Schnitte am Papierrand, unterschiedliche Druckstärken der Schrift oder auch Abklebungen einzelner Stellen.

Die Reduktion auf einzelne Begriffe, das Weiß des Papiers, die Zartheit und zugleich doch eindringliche Präsenz der Bleistiftkonturen entsprechen dem grundsätzlichen künstlerischen Konzept Heimo Zobernigs. Die Konsequenz der Statements, Begriffe und Bezeichnungen spiegelt sich in der Simplizität der Mittel.

So konfrontiert er etwa auf subtile Weise den Begriff des Goldes in der 94,5, x 30,5 cm großen Zeichnung, der Schönheit, Glanz und Reichtum suggeriert, mit der an verschiedenen Stellen zugeschnittenen Papierfläche, auf der braune Tapes angebracht sind. Der Prozess der Herstellung, die pragmatische Anbringung der Tapes und das dem Zweck angepasste Papierformat bilden einen visuellen und inhaltlichen Kontrapunkt zur Realität des Begrifflichen, eine für Zobernig sehr typische ironische Brechung. Als konzeptuelles monochromes Bild erscheint das auf sprachliche Indikatoren reduzierte Beige Ochre Monochrome. Die Farbe ist hier eine rein begriffliche Realität.

Die Vielfalt des Begrifflichen bei Zobernig wird durch das Eliminieren von Farbe intensiviert. In der Ausstellung ist ein Bild zu sehen (INFORMALISMUS), wo sich die Schriftschablone als tiefblaue Konstituente der Bildfläche gleichsam aufgelöst hat und die Schrift mit dem Bildgrund eine kompakte visuelle und begriffliche Sinneinheit bildet. Der pure Rohzustand der Schablonen wiederum legt vor allem die konstruktive und semantische Radikalität des Werkes von Heimo Zobernig bloß.

   Gaby Gappmayr  2012