Heimo Zobernig
Opening: 24. February 2006, 7pm
February - April 2006

Text zur Ausstellung
Heimo Zobernig   Struktur und Transparenz

Heimo Zobernigs künstlerisches Konzept basiert auf der subtilen Analyse fundamentaler und nur scheinbar offensichtlicher Bezugssysteme. Die Farbe eines monochromen Bildes ist bei Zobernig zugleich Material und Bildinhalt.  Es ist, was es ist, es gibt keine verborgene Symbolik. Es ist die reine Form des Wahrnehmbaren. Nicht das Uneigentliche, Hybride ist Thema seiner Kunst, sondern die Präsenz der Oberfläche. Auch der Gegenstand selbst ist, was er ist. Dispersion, Sperrholz, Pressspan oder Stahl sind nicht Materialien für etwas, sie erscheinen als autonome Strukturen ihrer eigenen Gegenständlichkeit.  Die Konzeption einer Reihe von Werken für Swarovski scheint in diesem Kontext besonders nahe liegend. Die Kristalle kommen den Idealen des Künstlers sehr entgegen. Der einzelne Kristall ist in seiner Struktur eine in sich eine vollendete Form. Je nach der Brechung des Lichtes leuchtet und glitzert er. Über weiß grundierte Bilder im Format 200 x 200 cm streut Zobernig transparente Swarovski Kristalle, die auf dem ebenfalls transparent geleimten Untergrund haften bleiben. Die Geste des Streuens korrespondiert mit der Zufälligkeit der Verteilung der Kristalle auf der Bildfläche. Jedes Bild ist in der Tat einzigartig, da sich eine identische Konstellation nie wieder herstellen lässt. Der Moment der Bildentstehung ist unwiederbringlich. Der geheimnisvollen Wirkung des Zufalls entspricht die Immaterialität des Sichtbaren. Die Transparenz der Kristalle und ihr Changieren durch das Licht entziehen der reinen Oberfläche ihre physische Präsenz. Aspekte wie die Reduktion der Stofflichkeit, Verdichtung und Streuung sowie die Einzigartigkeit des Augenblicks bestimmen diese Werke Zobernigs. Eine ähnliche Konzeption liegt auch den blauen Bildern mit korrespondierenden Kristallen zugrunde. Die Farbe Blau suggeriert das ätherische Blau der Atmosphäre oder auch des Wassers. In diesem Kontext ist es aber auch die Farbe des im Film genutzten Blue Box Verfahrens. Dabei „verflüchtigt“ sich die Farbe selbst. Auf poetische Weise löst Zobernig hier die Stofflichkeit des intensiven Farbeindrucks wieder auf. Das Blau wird zur schillernden, imaginativen Struktur.

Heimo Zobernig thematisiert in seinen Werken die suggestive Kraft der reinen Oberfläche, wie etwa auch in der Sockelskulptur, die wiederum durch das subtile Spiel des Lichts und die ideale Transparenz der Kristalle gebrochen wird. Die Kristalle verleihen seinen Bildern eine irisierende Oberfläche, zugleich aber wird ihre Präsenz durch die weißen Bildgründe zurückgenommen. Das quadratische Format der Bilder entspricht der Schwerelosigkeit der zufälligen Bildkonstruktion. Die Verteilung der Kristalle ist wie ein Festhalten eines Augenblicks, ein Innehalten der Zeit. Es sind kristalline Strukturen der Zeit und der Bewegung von großer sinnlicher Intensität.

Gaby Gappmayr, 2006