Tobias Abel
Malerei und Wandzeichnung
Opening: 30. May 2014, 7pm
June - August 2014

Text zur Ausstellung
Tobias Abel      Linie und Farbe

In der aktuellen Ausstellung der Galerie Widauer zeigt Tobias Abel Werke, die als logische Fortsetzung seines künstlerischen Konzepts in den letzten Jahren entstanden sind und die konsequent das Verhältnis von Farbe und Konstruktion widerspiegeln.

Zum einen zeigt Abel eine Wandzeichnung von 2013, in der er auf subtile Weise eine matt gelbe Fläche mit feinen silberfarbenen Linien in gleichmäßigen Abständen kontrastiert. Die Wandzeichnung ist raumgreifend, d.h. der Bildcharakter wird zugunsten einer Hinterfragung des Verhältnisses von Fläche und Raum aufgegeben. Das Irisieren der silbernen Ölkreide bricht die Ebenmäßigkeit der vertikalen, dünnen Linien. Es entsteht eine All-Over Struktur, die mit minimalen Mitteln die Wand und den Raum definiert. Je nach der Position des Betrachters bricht sich das Licht der silbernen Farbe an unterschiedlichen Stellen. Die zarte Farbstruktur der Linien und die helle, sanfte Farbigkeit der Fläche bringen den Raum gleichsam zum Schweben.

Wie unterschiedlich diese Konstruktionen sein können, zeigen die 10 Modelle im kleinen Raum, die in differenzierten Farbabstufungen mit kontrastierenden glänzenden Linien in Ölkreide Möglichkeiten einer am Konstruktiven und Minimalistischen orientierten Konzeption sind. Angesehen von der Intention, diese Werke als raumgreifende Installationen zu realisieren - so sind weiße Wand und grauer Fußboden räumlich präsent - sind die Modelle gleichsam serielle Umsetzungen der künstlerischen Grundidee einer harmonischen Kontrapunktik zwischen Fläche und Lineatur, und so beeindrucken besonders die verschiedenen Abstufungen graphischer Farbkontraste zwischen Grau, Schwarz und Weiß mit Linien in Silber, Gold oder Kupfer als durchaus eigenständige Werke.  

Als weitere Möglichkeit einer Komposition aus vertikalen Linien und Farbfeldern sind Abels Zeichnungen zu sehen. Es sind querformatige Zeichnungen, 50 x 65 cm, mit Ölkreide auf Velinpapier. Hier besteht der Reiz vor allem im subtilen Kontrast zwischen den glänzenden Linien und der feinen Struktur des Velinpapiers. Es ist ein glattes, gleichmäßig strukturiertes Papier, dessen lebendige Oberfläche schön mit den farbig gezogenen feinen Linien harmoniert. Auch hier wird der subtile Kontrast zwischen matt farbiger Bildfläche und dem Glanz der Linien in gebrochenen Farbtönen sichtbar.

Dem gegenüber steht eine Wandinstallation, die sich als konstruktive Setzung im Raum dynamisch von der Wandzeichnung unterscheidet. Hier thematisiert Abel das Verhältnis von Form und Farbe. Das Werk besteht aus einem etwas kürzeren horizontalen Farbkörper in Acryl auf Leinwand, der seine Fortsetzung und gleichzeitig seinen Kontrapunkt in einem längeren horizontalen Farbbalken auf der rechten Wandseite findet. Es geht um das Verhältnis der beiden Formen, deren naturbelassener Leinengrund die Farbe einerseits weniger opak erscheinen lässt, sowie um den Farbauftrag, der im kurzen Stück rein horizontal ist, während die Fläche rechts daneben in ihrer Struktur durch vertikale Pinselstriche anders definiert wird. Die beiden Farbkörper bestimmen und definieren den Raum, der sie umgibt auf sehr intensive Weise.  

Allen Werken Tobias Abels ist ihre radikal konstruktive Konzeption gemeinsam. Jedoch ist das einzelne Werk in seiner jeweils singulären Form- und Farbgebung Ausdruck einer an subtilen Nuancen und feinen Abstufungen sowohl in Hinblick auf die Farbauswahl wie auch in Bezug auf die Formgebung intendierten künstlerischen Konzeption für sich unableitbar.                                                              

          Gaby Gappmayr 2014