Hubert Kiecol
Mehrseitig glänzend
Opening: 20. November 2008, 8pm
November 2008 - January 2009

Text zur Ausstellung

Die Skulptur, aus dem Reich der Architektur vertrieben, der sie während Jahrhunderten eine menschliche Dimension verliehen hatte, bemächtigt sich ihrerseits der Architektur und forscht im Gedächtnis der Formen nach deren ursprünglichen oder verschütteten Sinn.

Die Versteinerung des Wohnens im Äußeren wie im Inneren als Zeichen für die Verdinglichung der Gefühle zu unterlaufen, dies strebt die eine Strategie der plastischen Arbeiten von Hubert Kiecol an, die andere Richtung seines Denkens zielt auf die Frage, wie sich auf die andere Seite der Alltäglichkeit gelangen lässt, wie die Materialien zur Sprache zu bringen sind, die vor Gebrauch und Nutzen in Stummheit versunken sind.

Ende der neunziger Jahre wurde die Arbeit durch grundsätzliche Fragen an die Skulptur erweitert. Fragestellungen wie die nach Transparenz und Leichtigkeit ohne dabei die Skulpturen beiläufig und leichtfertig werden zu lassen, wurden für Kiecol wesentlich. So wurde es nötig, neue Materialien wie Glas und Metall, die durch ihre Nähe zur Architektur einen weiteren Gedankenraum eröffneten, aufzugreifen. 

Die Verfremdung zielt bei Kiecol nicht auf Ent-Sakralisierung, sondern auf eine Verwandlung des Alltags in eine poetische Dimension; der Boden der Gegenstände wird nicht romantisierend verlassen, etwas von ihrer Würde wird den Dingen unsere Lebenswelt zurückgegeben.

Aus: Siegfried Gohr „Die andere Seite der Alltäglichkeit“ zu den Arbeiten von Hubert Kiecol