Peter Kogler
Opening 14.September 2007, 7pm
September - November 2007

Text zur Ausstellung
Peter Kogler    Modul und Intarsie

In den beiden Ausstellungen in der Galerie Widauer und der Galerie Rhomberg sind neue Arbeiten von Peter Kogler zu sehen. Im Mittelpunkt der Ausstellung bei Widauer stehen die beiden großen, jeweils 9-teiligen Wandarbeiten. Auf je 1,2 x 1, 2 m großen, farbigen Bildtafeln erscheinen schwarz-weiße Motive wie Ameise, Gehirn oder auch die Weltkugel. Die piktogrammartige Darstellung der einzelnen Module steht in starkem Kontrast zur intensiven Farbigkeit des Grundes. Die Strukturen in Schwarz-Weiß sind gleichsam Intarsien, mit dem Computer in das Plexiglas geschnittene Formen. Die Intarsie im ursprünglichen Sinn ist eine Technik, bei der verschiedene Hölzer auf einer planen Oberfläche so aneinandergelegt wurden, dass wieder eine ebene Fläche entsteht mit verschiedenfarbigen und unterschiedlich strukturierten Einschlüssen. Der Bildträger hat keine plastische Ausformung, da die Einlegearbeiten bündig mit der Oberfläche abschließen. Peter Kogler setzt diese Technik als hoch aktuelle adäquate visuelle Entsprechung seiner konzeptionellen Module um. Die durch die technischen Voraussetzungen des Materials gegebenen Bedingungen wie etwa die leuchtende Intensität der Farbfelder und ihre fast transparente Materialität spiegeln das künstlerische Konzept Koglers einer modulhaft rationalen und analytischen Sicht auf Strukturen von Netzwerken und Organismen wider. Auch die erst durch den Computer ermöglichte Präzision der Schnitte korrespondiert mit der inhaltlichen Aktualität seiner Werke. Die Motive stehen entweder als Einzelobjekte monumental in der Bildmitte, sind wie die vier Weltkugeln serielle Darstellungen unterschiedlicher Perspektiven oder wie die Ameisen fast abstrakte Ausschnitte von vernetzten und zusammenhängenden Gefügen.

Mikro- und Makroansichten der Welt, komplexe Strukturen sensibler Nervenbahnen und ikonenhaft prägnante Objekte wie Glühbirne, Ameise oder auch die Ratte werden in  Peter Koglers neuen Arbeiten in radikaler Einfachheit dem Betrachter als intensive Konstituenten einer Wirklichkeit präsentiert, die sich gerade durch die serielle Repetition der einzelnen Motive als unerforschlich erweist. Dies wird etwa in der animierten Darstellung einer Ratte deutlich, die in ihrer Bewegung serielles Element innerhalb eines Netzwerkes ist, das sich immer mehr verdichtet und so einen fließenden Übergang vom konkreten Objekt in abstrakte strukturelle Verästelungen schafft. Die  körperhafte Ausformung strukturaler Bahnen manifestiert sich in den kompakten Aluminiumskulpturen.

Die geheimnisvolle Präsenz feinster Netzwerke und organischer Strukturen spiegelt sich in Peter Koglers Tischen und konkaven Objekten wider, die auch in der Galerie Rhomberg zu sehen sind. Hier thematisiert er auf subtile Weise die Diskrepanz zwischen der Schlichtheit des Objekts und der Komplexität der Urbausteine einer stofflichen Wirklichkeit. Hinter der bewusst einfachen und intensiven Ästhetik seiner Objekte und Bilder macht Peter Kogler die Voraussetzungen struktureller Zusammenhänge und Wirkungsweisen sichtbar.

Gaby Gappmayr, 2007