Hubert Schmalix
Pasticcio
Opening: 22. February 2019, 7pm
February - April 2019

Hubert Schmalix    Die Landschaft als Ort der Sehnsucht

In der Ausstellung bei Johann Widauer zeigt Hubert Schmalix neuere Landschaftsbilder, die in den letzten vier Jahren entstanden. Der seit 1987 in Los Angeles lebende Künstler thematisiert in seinen Ölbildern die Natur als Sehnsuchtsort, mit kaskadenhaften Flussläufen, alten Mühlen, Häuschen inmitten verwunschener Baumgruppen, romantischen Bergketten oder satten Weiden. Es ist gleichsam eine Hommage an die Landschaft als uralter Topos der Kunstgeschichte. Die Natur erscheint als intensiv üppige, menschenleere Farb-und Formenwelt, oszillierend zwischen vitalen, ja fast physiognomisch intensiven Konturen , wie etwa Steine im Flussbett, Geröll an Berghängen oder expressiv verdichtete Baumgruppen und pastosen, romantisierenden, fast schmerzlich schönen Farbflächen in Altrosa, tiefem Blau oder Grün- und Brauntönen. Ein„Pasticcio“, wie der Titel zur Ausstellung suggeriert, ein Kosmos aus scheinbar disparaten Versatzstücken. Flächenhaft abstrakt anmutende Farbflächen treffen auf expressive, gegenständliche Elemente wie Astwerk, Wege oder Häuser. Die Intensität komplementärer Farben, die Farbwelt jenes fast schmerzlich romantischen, märchenhaften Kosmos spiegelt die Atmosphäre jener unberührten Natur wider, wie wir sie aus antiken Darstellungen kennen. Der ideale Ort, jener „locus amoenus“, ist bei Schmalix die Natur, die in ihrer formalen Intensität und In-Sich-Gekehrtheit aus sich selbst entsteht. Die Nebel zwischen den Gebirgsketten, die ruhig dahinziehen, das Altrosa der Berge, das intensive Blau des Himmels, das Sprudeln des kaskadenhaften Flusslaufes, das uralt anmutende Mühlenrad oder das einfache, idealtypische kleine Häuschen im Walde sind unabdingbare Elemente der Orte der Sehnsucht. Man glaubt fast, das Plätschern des Wassers oder den Lauf des Mühlrades hören zu können.

Das 300 x 245 cm große Gemälde Love! (2015) erinnert an symbolistische Landschaften, mit den beiden in sich verschlungen Baumstämmen und dem sanft fließenden Bach im Vordergrund. Die kühlen Blautöne des Bildes Old Mill (2017) haben fast jugendstilhafte Züge, während in der Serie Variations (2018) das Thema die Veränderung des Lichtes und damit einhergehend die wechselnden Intensitäten der Farbe bei gleichbleibender Kontur ist. In Hanging Rocks (2018) ist es die Physiognomie der Landschaft, welcher der Künstler nachspürt, während er in dem Bild Capriccio (2019) eine lustvoll verdichtete Landschaft disparater Elemente entwirft – Haus, Wiese, Himmel, antiker Aquädukt.

Bei Hubert Schmalix stellt sich nie die Frage nach der Aktualität von Landschaftsmalerei. Vielmehr postuliert der Künstler auf intensive Weise die Unvergänglichkeit und Größe der Natur. Er wagt es, die Schönheit als Ideal zu nennen. Das Blau erscheint als metaphysisch kühle Farbe der Sehnsucht und des Unendlichen, das Rosa ist in seinen Schattierungen melancholisches Äquivalent zum Sonnenuntergang. Im Werk von Hubert Schmalix ist die Natur in ihrer konstruktiven Einfachheit, Idealität und oft berückender Schönheit ein Kosmos aus Form und Farbe, Gegenständlichkeit und Abstraktion, Licht, Fläche und Struktur. Als Betrachter werfen wir einen Blick auf eine Welt, wie sie sein könnte. Jener Schwebezustand in der Malerei, den Schmalix als vollendetes So-Sein der Natur suggeriert, ist in seiner Unmittelbarkeit und Verdichtung Sinnbild der Idealität des  Kosmos.

Gaby Gappmayr, 2019