Alfons Egger
Opening: 11. March 2011, 7pm
March - April 2011

Text zur Ausstellung
Alfons Egger Das Subjekt - Interventionen im Raum

Alfons Egger beschäftigt sich seit den 1970er Jahren mit komplexen Interventionen im Raum, oft ausgehend von Aspekten des Theatralischen und des Bühnenhaften. Dabei verbindet er Skulptur, Bild und inszenatorische Elemente. Es sind fiktive Bildwelten, die teilweise jedoch auf eigenen biographischen Erfahrungen basieren. In der Ausstellung bei Johann Widauer ist das verbindende Element eine Figur aus Glas. Entstanden aus Theatererfahrungen mit Büchners Lenz taucht die Figur gleichsam als Leitmotiv dieser Ausstellung auf. Sie ist allgegenwärtig. Ähnlich einem Memento Mori bevölkert der aus einem Stück geformte Glaskörper alle Skulpturen und Bilder der Ausstellung. Erinnerungen verbinden sich mit aktuellen Überlegungen, vom eindringlichen skulpturalen Element wird die Figur zum seriellen Modul oder auch zum bestimmenden Element einer Collage.

Die Figur ist ein geheimnisvolles Wesen, die Gliedmaßen mit kugelförmigen Enden, die an Totenköpfe erinnern. Egger spielt mit Versatzstücken barocker Lebensauffassung ebenso wie mit suggestiven Traumbildern, wie wir sie alle kennen. Die Transparenz und Fragilität der Figur betont ihren nicht irdischen Charakter. Im großen Raum dominiert eine riesige, rot lasierte Skulptur, die sich als in Form gegossene, gekippte lichte Weite des Galeriefensters entpuppt. Das Nicht Greifbare, das nicht Erfassbare wird zu Materie. In der Mitte posiert die Glasfigur mit ihren ineinander verschränkten Gliedmaßen. Alles ist eitel. Das Nicht Sichtbare erscheint als Materie,  Visionen, Traumbilder, ja Seelenzustände werden greifbar, sind aber zerbrechlich, während sich die Abwesenheit von Materie als Basis für das Immaterielle darstellt.

Im Kabinett reihen sich identische kleinere Glasfiguren seriell auf einem Holzregal. Dazwischen, aufgeschlagen, ein Künstlerbuch mit Notizen, Vermerken und Zeichnungen des Künstlers. Hier konfrontiert der Künstler das Persönliche, Individuelle mit der Anonymität und Identität der reinen Form. Die kühle, anonyme Konstruktion der Glaskörper trifft auf die Intimität und die seelische Befindlichkeit des Künstlers. Die Glasform füllt sich mit Erinnerungen und Assoziationen. Das Assoziative wird besonders in den Bildern deutlich, wo Alfons Egger das Leitmotiv der geheimnisvollen Figur aus Glas mit Zeichenelementen und sprachlichen Elementen verbindet.

In Alfons Eggers Arbeiten geht es auch immer darum,  Denkströmungen und Problemkomplexe der Vergangenheit in ihrer Relevanz im Gegenwärtigen zu thematisieren. Das zentrale Thema dabei ist das Ich, als Glasfigur ebenso wie in der Thematik der Auseinandersetzung mit der eigenen Bestimmung und Geschichte. Jene schon im Stoizismus berühmte „Sorge um sich“ (epimeleia heautou), wie sie später auch Foucault immer wieder thematisierte, setzt sich mit dem eigenen Ich auseinander und so wird auch in dieser Ausstellung das Subjekt und seine Selbstkonstitution zum Leitmotiv, mit dem sich auch der Betrachter auseinandersetzt und über seine eigene Befindlichkeit und Geschichte reflektieren mag.                                                                                                                   Gaby Gappmayr 2011